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Offenes Buch, Mensch rennt darüber, Heidelbeeren kullern davon

Bärlauch

Bärlauch = Allium ursinum  //  Liliengewächsen = Liliaceae

Bärlauch mit Blüten

Geschichtliches

Die alten Kelten und Germanen wussten schon vor über zweitausend Jahren um die heilenden Kräfte des Bärlauchs. «Sonne von Süden fiel auf den Felsen und dem Grund entsprang der grüne Lauch» heisst es in der Edda, der germanischen Volksmythologie über die Herkunft des Bärlauchs. Die walisischen Krieger assen seine Blätter, um gestärkt in den Kampf ziehen zu können. Denn die Pflanze macht, wie es der Name schon ausdrückt, im wahrsten Sinne des Wortes bärenstark. Der Bär als Namensgeber galt bei den Germanen als Symbol für Kraft, Erneuerung und Fruchtbarkeit. Trat das Tier am Ende der kalten Monate vor seine Höhle, hatte es die Macht, den Winter zu vertreiben und die fruchtbare Jahreszeit einzuberufen.

Botanik und Kultur

Wenn der Frühling unsere Lebenskräfte wieder weckt, erwacht auch der Bärlauch aus seinem Winterschlaf und streckt seine saftigen, grünen Blätter der wärmenden Sonne entgegen.

Der Waldknoblauch, wie er auch genannt wird, hat eine lange Ruhezeit hinter sich. Seit dem vorangegangenen Juli hat sich die Pflanze aus der Familie der Liliengewächse in ihre unterirdische Zwiebel zurückgezogen und dort neue Kräfte gesammelt, um uns mit Schwung wieder durch das Frühjahr zu begleiten. Der Bärlauch wird in dieser Jahreszeit kräftig wachsen. Aus der länglichen Zwiebel, die von durchsichtigen Häuten umgeben ist, spriesst nebst den beiden grundständigen Blättern auch ein zehn bis 30 Zentimeter hoher Blütenstängel.

Er schmückt sich im April und Mai mit sternförmigen, weissen Blüten, die in einer Scheindolde angeordnet sind. Die Blütenpracht ist Nahrung und Nektarweide für Bienen, Hummeln und viele andere Insekten. Ab Ende Mai bildet die Pflanze kleine schwarze Samen aus, die in Samenkapseln heranreifen. Die Samen sind wegen ihres Ölgehalts bei den Ameisen sehr beliebt. Sie transportieren die kostbare Fracht weit umher und sorgen so für die Verbreitung der wertvollen Heil- und Küchenpflanze. Der Bärlauch sät sich so selbst aus und wächst in dichten Beständen. Weil die Samen jedoch über ein Jahr bis zur Keimung benötigen, braucht diese Vermehrungsmethode etwas Geduld. Am einfachsten lässt sich Bärlauch durch Teilung direkt nach der Blüte vermehren. Dazu sticht man ein Stück aus dem Horst oder Stock aus und setzt es an der gewünschten Stelle im eigenen Garten wieder ein – vorausgesetzt, man kann dem Kraut dort einen schattigen Platz mit feuchter und humoser Erde anbieten. Als pflanzliche Nachbarn eignen sich Laubbäume und lichte Hecken.

Noch ein kleiner Tipp für die Ernte: Frisch gepflückt hat der Bärlauch die grösste Wirkung.

Verwendung in der Naturheilkunde

Wessen Lebensgeister nach der langen Winterzeit nur langsam am Erwachen sind und wem die kalte Jahreszeit noch in den Gliedern und im Gemüt sitzt, dem sei der Frühlingsbringer Bärlauch wärmstens empfohlen. Der Kräuterpfarrer und Naturheilarzt Johann Künzle (1857 bis 1945) hat es einst treffend ausgedrückt: «Wohl kein Kraut der Erde ist so wirksam zur Reinigung von Magen, Gedärm und Blut wie der Bärenlauch. Ewig kränkelnde Leute mit Flechten und Ausschlägen versehen und die Bleichsüchtigen sollten den Bärenlauch verehren wie Gold. Die jungen Leute würden aufblühen wie ein Rosenspalier».

Die in der Pflanze enthaltenen ätherischen, schwefelhaltigen Senföle wirken reinigend, entgiftend und anregend. Sie regenerieren den Darm und sind wirksam bei Gärungsprozessen und den damit verbunden Blähungserscheinungen. Dank einer gelungenen Wirkstoffkombination wirkt der Bärlauch zudem gefässerweiternd, blutreinigend, er mildert Hautkrankheiten, beugt Arteriosklerose vor, hilft bei Rheuma, Gliederschmerzen und macht uns fit und munter.

Die naturheilkundlichen Anwendungsmöglichkeiten des Bärlauchs sind sehr breit. In der Schulmedizin wird er leider noch zu wenig eingesetzt, obwohl in der Zwischenzeit auch erprobte Fertigpräparte in Apotheken und Drogerien erhältlich sind.

Bei Fragen über die Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an eine Naturärztin oder einen ausgewiesenen Drogisten zu wenden.

Verwendung in der Küche

Den gesellig, sprich teppichartig wachsenden Bärlauch riecht man anhand seines unverkennbaren Knoblauchgeruchs nicht nur von weitem. Auch seine wunderschöne, weisse Blütenpracht leuchtet einem durch den noch lichten Frühlingswald einladend entgegen.

Verwendet werden in der Regel die frisch geernteten Blätter, denn getrocknet verlieren sie an Geschmack und Wirkkraft. Nur einige von vielen Möglichkeiten für inspirierende Küchenvariationen sind Bärlauch-Suppen, -Pesto, -Butter, -Käse und -Quark, seine Zugaben zu Pasta und Salaten, in leichte Salatsaucen, oder zu feinem Kräuteressig. Mit Bärlauch gefüllt, wird selbst eine einfache Omelette zu einem wahren «Gedicht».

Die Blütenknospen lassen sich beispielsweise gut in Essig oder Gewürzsalzlaugen einlegen. Auch die gegrabenen Zwiebeln finden in der kreativen Küche Verwendung.

ACHTUNG VERWECHSLUNGSGEFAHR:

  • Bärlauch wird leicht mit Maiglöckchen oder der Herbstzeitlose verwechselt. Um Bärlauch zu erkennen, hilft folgende Faustregel: Bärlauchblätter riechen beim Zerreiben nach Knoblauch, die Blätter von Maiglöckchen und Herbstzeitlose nicht.
  • Wie vorgenannt, erkennt man die Blätter des Bärlauchs gut am intensiven Geruch. Sobald man davon aber mehrere Blätter gepflückt hat, riechen die Hände voll nach Knoblauch. Ganz wichtig ist es daher, dass man beim Sammeln genau hinschaut.
  • Die Bärlauch-Saison erstreckt sich von Anfang März bis Mitte Mai.
  • Noch ein kleiner Tipp: Frischer Bärlauch kann auch auf dem Wochenmarkt bezogen werden.
Rezept: Linsentaler mit Rüebli und Bärlauch-Hanfsamen-Paste

Rezept: Linsentaler mit Rüebli und Bärlauch-Hanfsamen-Paste

für 4 Personen; Vegan und ohne Gluten

Zutaten für Linsentaler:

  •  200 g rote Linsen
  • 5 dl Gemüsebrühe
  • 40g Haferflocken, fein
  • ½ TL Kreuzkümmel
  • ½ TL Koriander gemahlen
  • ¼ TL Kurkuma
  • ca.1 gestrichenen TL Salz
  • Pfeffer
  • Bratöl
     

Zubereitung Linsentaler:

  1. Die Linsen kurz waschen und abtropfen lassen.
  2. Öl erhitzen und darin Gewürze leicht rösten, dann die Linsen dazugeben und mit Gemüsebrühe ablöschen.
  3. Die Linsen 15 Minuten köcheln lassen.
  4. Danach die Haferflocken dazugeben und die Masse nochmals 5 Minuten erhitzen. Diese bleibt anschliessend 10 Minuten abgedeckt stehen.

  5. Jetzt alles gut durchrühren und abschmecken.

  6. Ca. 8 Taler aus der Masse mit Hilfe eines Löffels oder eines Glace-Portionierers formen. Diese auf ein Backpapier legen und in Sesam wälzen. Die Taler dann noch mind. 20 Minuten ruhen lassen.

  7. Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Taler von beiden Seiten darin vorsichtig anbraten, bis sie knusprig und goldbraun sind.

 

Zutaten für Gedünstete Rüebli:

  • 800 g Rüebli
     

Zubereitung gedünstete Rüebli:

  1. Rüebli waschen, schälen und längs vierteln.
  2. Dämpfen oder mit etwas Wasser, etwas Salz und einem Lorbeerblatt ca. 10 Minuten weichkochen.
     

Zutaten für Bärlauch-Hanfsamen-Paste:

  • 50g Bärlauch, klein geschnitten

  • 50g Hanfsamen
  • 50g Wasser
  • 50g Olivenöl
  • ca. ½ gestrichenen TL Salz
  • Etwas Pfeffer

      

Zubereitung Bärlauch-Hanfsamen-Paste:

  1. Alles zusammen mixen und abschmecken.

Linsentaler mit Rüebli und Bärlauch-Hanfsamen-Paste servieren.

Die Autoren

Christian Fotsch

Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.


Sabine Hagg

Sabine Hagg kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Hauptberuflich leitet sie die Küche/Gastronomie in der Klinik Arlesheim. Daneben entwickelt sie unter eigenem Label hochwertige Naturprodukte und Naturkosmetik. Den Grossteil der Pflanzen baut sie dafür in den Walliser Bergen selbst an, pflückt diese von Hand und verarbeitet sie mit Liebe und Sorgfalt.

sabine-hagg.ch

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