Wilde Malve
Wilde Malve, Chäslichrut = Malva silvestris // Malvengewächs = Malvaceae
Volks- und Flurnamen: Grosse Käsepappel, Rosspappel
Geschichtliches
Es gibt Hinweise, dass die «Tung Kuei Tze»-Pflanze, wie die Malve in China genannt wird, schon vor über 5000 Jahren (!) bei Verdauungsstörungen Heilung versprach. Bereits seit dem frühen 8. Jahrhundert wurde die Käsepappel, wie die Pflanze in altdeutschen Schriften genannt wird, in Klostergärten und später auch in Bauern- und Hausgärten angebaut. Der lateinische Name «Omnimorbia» (= die heilende Pflanze für alle Krankheiten) zeugt von der Hochachtung, die man dem Kraut entgegengebracht hat. Die heilige Hildegard von Bingen (1098 – 1179) nannte sie «babela». Das alte Sprichwort «Die Rosspappel im Garten lässt den Doktor draussen warten» unterstreicht die lange und grossen Wertschätzung gegenüber diesem Kraut. Durch regelmässiges Trinken eines Malventees sollen greise Personen sogar die Sehkraft wiedererlangt haben. Ob solche überlieferte Geschichten und Legenden vollständig der Wahrheit entsprechen, kann freilich nicht mit Bestimmtheit nachgewiesen werden.
Botanik und Kultur
Die Familie der Malvengewächse ist mit rund 1500 Arten/Sorten sehr umfangreich und weltweit anzutreffen. Die wilde Malve (= Malva silvestris) ist recht anspruchslos. Man findet sie an Wegrändern, auf Schutt und Ödland, wie auch auf mageren Ackerböden bis hinauf in die voralpinen Gegenden. Der Standort sollte eher sonnig bis halbschattig sein und Staunässe ist auf jeden Fall zu vermeiden. Die wilde Malve ist ein ein- bis zweijähriges Kraut und vermehrt sich eigentlich am besten durch Selbstaussaat. Sie ist recht widerstandsfähig gegen die Kälte. Ein Rückschnitt nach der Hochblüte im Sommer kann eine Nachblüte anregen. Malven werden leider recht häufig vom Malvenrost befallen. Ein Absud (Tee) aus Schachtelhalm im Giesswasser im Verhältnis von zirka 1 zu 1, hilft diesen ungebetenen «Gast» einigermassen im Zaum zu halten.
In einem Punkt unterscheiden sich die zig verschiedenen Malvenarten/-sorten nicht: Sie sind zierlich im Aussehen, sowie zart und weich zum Anfassen. Die Blüten leuchten von Juni bis in den Herbstmonat Oktober hinein in weisslichen, zartrosa, aber auch in leuchtenden lila Farbtönen.
Der bekannte Drogist und Herborist Robert Quinche (1906 – 1993) beschrieb die Blüten der wilden Malve als «seidig-zart und in der Luft schwebend».
Verwendung in der Naturheilkunde
Wir möchten an dieser Stelle wieder einmal darauf hinweisen, dass die Heilung mit Pflanzen behutsam geschehen muss und seine Zeit dauert. Die Natur bietet uns ein sehr grosses Spektrum der verschiedensten Heilpflanzen. Dazu gehören u. a. die wertvollen Malven, wie die wilde Malve (= Malva silvestris) und das kleine Chäslichrut = (Malva neglecta). Ihre medizinischen Indikationen sind bereits in alten römischen Schriften umfassend beschrieben und bis in die heutigen Tage laufend überarbeitet und ergänzt worden. Innerlich als Tee angewendet bei Halsentzündung, Husten, Katarrh, sowie bei Entzündungen des Zahnfleisches und äusserlich bei Furunkeln, Insektenstichen, Abszessen, bei schlecht heilenden Wunden als Umschlag und bei Verbrennungen. Der wilden Malve gebührt auf jeden Fall ein Platz in einer Kräuterecke – eine kleine Nische aus der «Apotheke Mutter Gottes».
Bei Fragen über die vielfältige Anwendung der Malve empfehlen wir ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogistin zu wenden.
Verwendung in der Küche
Von den jungen Blättern bis hin zu den schönen leuchtenden Blüten kann man in der neuzeitlichen Naturküche bei den Malven viele Inspirationen für spezielle Kreationen finden. Junge Blätter sind roh beispielsweise als Bestandteile von Wildsalaten und gekocht oder gegart zu Gemüsegerichten und zu Gratins verwendbar. Aber auch als Beigabe in eine cremige Kräutersuppe eignen sich die fein geschnittenen Blätter der wilden Malve ausgezeichnet. Die gezupften Blütenblätter der Rosspappel – wie sie in einigen Gegenden Deutschlands auch genannt wird – bilden schöne und appetitliche Farbtupfer auf einem schmackhaften Wildkräutersalat. Mit etwas Gespür für das Aussergewöhnliche lassen sich die Blüten auch als Zutat zu Desserts, wie auch zu fruchtigen und aromatischen Apéro-Getränken verarbeiten. Neben den jungen Blättern und den Blüten lassen sich aber auch die Wurzeln, die in den Herbstmonaten ausgegraben, sauber gewaschen und fein geschnitten werden, in Eintopfgerichten und Suppen als Beigabe verwenden.
Selbst als Streublüten über eine festliche Tafel gestreut, braucht das Chäslichrut keine Konkurrenz zu fürchten.
Rezept: Wildes Malven-Risotto
Zutaten Risotto:
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1 Zwiebel
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1 EL Rapsöl oder Olivenöl
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300 g Risottoreis
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100 ml Weisswein
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ca. 1,1 l Gemüsebouillon warm
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1 kleiner Zweig Rosmarin
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4 EL Sbrinz gerieben
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2 EL wilde Malvenblüten getrocknet oder 4 EL frische Malvenblüten
Zutaten Malvenpesto:
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1 Handvoll Malvenblätter
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2 dl Olivenöl
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1,5 EL Pinienkerne
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evtl. 5 Blätter Blattspinat (für die intensivere Farbe)
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wenig Salz
Zubereitung:
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Die Zwiebeln fein hacken
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Das Rapsöl (oder Olivenöl) in einer Pfanne erhitzen, die Zwiebel darin andünsten.
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Den Reis zufügen und ebenfalls mitdünsten, bis er glasig wird.
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Mit Weisswein ablöschen und vollständig einkochen lassen.
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Die warme Bouillon nach und nach unter ständigem Rühren zufügen, sodass der Risottoreis immer knapp mit Bouillon bedeckt ist, bis alles aufgebraucht ist. Die letzten 5 Minuten noch einen kleinen Rosmarinzweig hinzufügen.
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Ist die gewünschte Bissfestigkeit erreicht, den Rosmarin entfernen und den geriebenen Sbrinz und die Malvenblüten unterrühren.
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Für das Malvenpesto junge Malvenblätter zusammen mit dem Olivenöl und den Pinienkernen mixen. Leicht salzen. Wer mag kann zur farblichen Unterstützung noch einige frische Spinatblätter hinzumixen.
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Das Risotto auf einen Teller geben und mit dem Malvenpesto beträufeln. Wer mag, kann etwas Frischkäse mit getrockneten Malvenblüten mischen und dieses auf das Risotto geben. Der Frischkäse mit den Malvenblüten sollte kurz vor dem Servieren angerührt werden, sonst verliert er die leichte rosa Färbung durch die Malvenblüten.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Caro und Tobi Thaler
Caro und Tobi Thaler kreieren seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Beide haben eine Lehre als Koch absolviert, sich später aber noch in andere Richtungen weiterentwickelt. Caro im Sozialbereich, Tobi in der Technologiebranche. Die Leidenschaft für das Kochen ist geblieben und diese vermitteln sie unter dem Motto «das Leben isst bunt» u. a. auf ihrem Rezeptportal foodwerk.ch. Ganz im Sinne der Familientradition steuert Tochter Liv ab und zu auch schon ein Rezept bei.