Quendel
Quendel (wilder Thymian) = Thymus serpyllum / Thymus pulegioides L.
Lippenblütler = Lamiaceae
Weitere Namen: Feld-Thymian, römischer Quendel.
Volks- und Flurnamen: Chölm, Muttenchölm
Geschichtliches
«Ein würzig frisches Kraut mit Sommerduft für Mutige und solche die es noch werden wollen». Die tapferen Krieger im alten Rom badeten in Bädern mit römischem Quendel, um sich zu stärken und in der Schlacht den Mut nicht zu verlieren. Das botanische Wort thymus stammt vom griechischen Wort thymon ab und bedeutet Mut, Kraft und Furchtlosigkeit.
Ursprünglich stammt das allbekannte Küchen-, Heil- und Räucherkraut aus dem östlichen Mittelmeerraum. Dort wächst der wilde Thymian seit über 3000 Jahren auf trockenen, felsigen und sandigen Böden. Von den Benediktinermönchen wurde das würzige Kraut um 800 n. Chr. in den Norden gebracht und von da an in den Klostergärten angebaut. Das tüchtige und vielseitig verwendbare Kraut fand binnen kurzem seinen Weg in die Bauerngärten und verbreitete sich allmählich im ganzen europäischen Raum.
Botanik und Kultur
Der Quendel ist eine Polsterpflanz, die – je nach Standort – bis zu 20 Zentimeter hoch wird. Er ist ein Mitglied der grossen Familie der Lippenblütler. Seine vierkantigen, aufrechten Stängel sind kurz und weisslich behaart. Die kleinen, 4 bis 10 Millimeter langen, hell- bis dunkelgrünen, elliptisch bis länglich geformten und kurz gestielten Blättchen sind unterseits graufilzig behaart und oberseits glatt. Am Rand sind sie leicht eingerollt. Die ganze Pflanze duftet aromatisch und blüht von Juni bis September. Die hübschen Lippenblüten sind von lila bis dunkelrosa gefärbt und eine begehrte Bienenweide.
Vom wilden Feldthymian existieren verschiedene Sorten und Varietäten, die alle ähnliche Bedürfnisse an Standort und Pflege haben. So bevorzugt der Quendel einen sonnigen Platz mit leichter, durchlässiger Erde, damit er seine volle Wirkungskraft entfalten kann. Im Frühling kann man der Pflanze eine kleine Gabe Kompost oder organischen Volldünger verabreichen, ebenso im Herbst, damit die Staude noch einmal genügend Kraft für den Winter sammeln kann. Der Feldthymian ist winterhart. Bei regelmässiger Ernte erübrigt sich ein Rückschnitt. Ansonsten empfiehlt es sich, die Staude im Herbst, um zirka einen Drittel zurückzuschneiden. Dabei muss man darauf achten, dass man nicht zu sehr ins alte Holz schneidet.
Vermehrt wird der Quendel durch Stecklinge oder durch Teilung älterer Stöcke. Die Pflanze gehört in jeden Kräutergarten. Auch in einem Steingarten hat sie ihren festen Platz. Sie fühlt sich in der Nähe von Wärme abstrahlenden Steinen pudelwohl und ist mit ihrer Blütenpracht sowohl im Garten als auch im Kräutertopf eine Zierde. Der «Muttenchölm», wie die Pflanze im Volksmund auch genannt wird, verträgt sich sehr gut mit anderen mediterranen Kräutern wie dem Salbei, Rosmarin oder Lavendel.
Verwendung in der Naturheilkunde
In der europäischen Volksheilkunde erlangte der Quendel eine grosse Bedeutung bei Erkrankungen der Atemwege und zur Stärkung des Körpers. Bereits der Druide Miraculix in den Geschichten von Asterix und Obelix schätzte die Kraft und Wirkung des Bazillen und Viren abtötenden, wilden Thymians und setzte ihn entsprechend ein. Man rühmte den römischen Quendel auch bei Magen- Darmerkrankungen, zur Linderung von Gicht- und rheumatischen Beschwerden, sowie bei Husten und Halsentzündungen.
Bei Fragen über die Anwendungsmöglichkeiten des Quendels empfehlen wir ihnen, sich an eine Naturärztin oder einen ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Verwendung in der Küche
In der Küche kann der Quendel für vielerlei Speisen als aromatisches Würzkraut verwendet werden. Er eignet sich wegen der konservierenden Eigenschaft auch hervorragend für Zubereitungsarten, die dem Haltbarmachen von Speisen dienen. Eine weitere Qualität ist, dass er fast das ganze Jahr geerntet werden kann, da er (fast) immergrün ist. Verwendet werden vor allem die Blättchen, die frisch oder an einem luftigen, schattigen Ort getrocknet für Tee, Ölauszüge, Salatdressings, Marianden und Essig eingesetzt werden können.
Es lohnt sich aber auch, die Blüten zu pflücken und sie in der Küche oder in Teemischungen als hübsche Farbtupfer und als Blickfang in Szene zu setzen. Zum Beispiel geben sie einer Kräuterbutter die besondere Note, der Kräuterteemischung eine schöne Farbe und über den Salat gestreut, erfreuen sie unsere Sinne und lassen uns das feine Essen erst so richtig geniessen.
Rezept für 2 Portionen:
- 2 Rahmchäsli a 125g (Alternative: Tomme)
- 300 g Zwetschgen
- 2 EL Olivenöl
- 1 EL weisser Balsamico
- einige Zweige Quendel
- Salz/Pfeffer
- 2 EL Zedernkerne (Alternative: Pinienkerne oder Mandelstifte)
- 2 EL flüssiger Honig
Zubereitung:
- Die Rahmchäsli oben kreuzweise leicht einschneiden, in eine Gratinform geben und mit wenig Olivenöl bepinseln. Im auf 180°C vorgeheizten Umluft-Backofen 10 Minuten backen.
- In der Zwischenzeit die Zwetschgen entsteinen und achteln. Mit dem Olivenöl, dem Balsamico, dem Salz und dem Pfeffer mischen.
- 2 Quendelzweige für die Dekoration zur Seite legen. Restlichen Quendel vom Zweig zupfen und ebenfalls zu den Zwetschgen mischen.
- Die Rahmchäsli aus dem Ofen holen und die Zwetschgen darauf geben. Mit den Zedernkernen bestreuen und für weitere 10-15 Minuten in den Ofen geben.
- Aus dem Ofen nehmen, mit füssigem Honig beträufeln, mit den beiseitegelegten Quendelzweigen ausdekorieren, und mit frischem Brot oder Salat servieren.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Caro und Tobi Thaler
Caro und Tobi Thaler kreieren seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Beide haben eine Lehre als Koch absolviert, sich später aber noch in andere Richtungen weiterentwickelt. Caro im Sozialbereich, Tobi in der Technologiebranche. Die Leidenschaft für das Kochen ist geblieben und diese vermitteln sie unter dem Motto «das Leben isst bunt» u. a. auf ihrem Rezeptportal foodwerk.ch. Ganz im Sinne der Familientradition steuert Tochter Liv ab und zu auch schon ein Rezept bei.