Zitronenmelisse
Zitronenmelisse = Melissa officinalis // Lippenblütler = Lamiaceae
Volks- und Flurnamen: Frauenkraut, Herztrost, Herzwonne
Geschichtliches
Zum Einstimmen: «Man lacht gern, wenn man sie isst, da sie das Herz freudig stimmt.» Die Zitronenmelisse, die der berühmte Schweizer Arzt und Alchemist Paracelsus von Hohenlohe als «Elixier des Lebens» bezeichnet hat, ist eines der ältesten bekannten Heilkräuter. Seine Nutzung ist seit über 2000 Jahren bekannt. Einst wurde die Melisse als Nektarweide für Bienenvölker angebaut. Davon zeugt der botanische Name «Melissa», der aus dem Griechischen kommt und «Honigbiene» bedeutet. Die Römer weihten das «Bienenkraut» der Lichtgöttin Diana. In der Mythologie war sie die Schwester Apollos und wurde als Beschützerin der Fruchtbarkeit im Pflanzen- und Tierreich verehrt, galt als Helferin bei der Niederkunft und wurde zugleich als Göttin der Jagd gefeiert. Als Heilpflanze war die Gartenmelisse in Europa und den arabischen Ländern schon um das erste Jahrtausend ein hochgeschätztes Kraut zur Behandlung von Herzkrankheiten, zur Kräftigung des Gehirns und zur Belebung armer Dahinsiechender. Aus England wird berichtet, dass ein gewisser John Hussey ganze 116 Jahre alt geworden war, nachdem er jeden Morgen eine Tasse Zitronenmelissen Tee mit Honig getrunken hatte... Seit Jahrhunderten wurde auch die wertvolle Fähigkeit des Melissenkrauts gepriesen, Melancholie und Trübsal aufzuhellen.
Botanik und Kultur
Die süss nach Zitrone duftende Zitronenmelisse ist eine mehrjährige, bis zu 70 Zentimeter hohe Staude mit hellgrünen, gezahnten Blättern. Sie ist von verästeltem Wuchs und besitzt starke, vierkantige Stängel. Die Blätter sind gegenständig angeordnet und die weisslichen Lippenblüten sitzen in Form von Scheinquirlen in den oberen Blattachseln. Blütezeit ist von Juli bis August.
Die Zitronenmelisse entstammt dem östlichen Mittelmeerraum und wurde, wie so viele wertvolle Heilpflanzen, von Wandermönchen in den nördlichen Alpenraum gebracht und schon bald in Kloster- und Hausgärten angebaut. In der freien Natur findet man das «Bienenkraut» selten, doch im Garten angepflanzt, sät sie sich bei geeigneten Bedingungen schon bald selbst aus. Die Zitronenmelisse keimt eher langsam. Für ein optimales Auflaufen benötigt sie gegen 20°C. Bis zur Keimung dauert es drei bis fünf Wochen. Nach dem Erstarken der Jungpflanzen setzt man diese in leicht feuchten, humosen Boden an einen warmen, sonnigen Standort.
Das Kraut ist recht anfällig auf den Befall von Mehltau- und Rostpilzen. Bei starkem Befall hilft am besten ein radikaler Rückschnitt der Staude. Schon bald wird sie uns wieder mit frischem, zartem Grün erfreuen. Zur Pflege lockert man hie und da den Boden auf und versorgt die Pflanze mit Kompost oder etwas mineralischem Dünger.
Die Zitronenmelisse sollte unbedingt vor der Blüte geerntet werden, da sie während dieser Zeit ihren Duft verändert und nicht annähernd so honigsüss riecht wie davor.
Verwendung in der Naturheilkunde
Die «Zitronenmelisse erneuert die Jugend, kräftigt das Gehirn und belebt Dahinsiechende», heisst es. Noch heute sehr beliebt und bei nervösen Herz-, Magen- und Darmbeschwerden empfehlenswert, ist der im Handel erhältliche Melissengeist. Die Zitronenmelisse ist in vielen Kräuterelixieren enthalten, die ihren Ursprung oft in alten klösterlichen Rezepturen haben. Die bei der Einnahme beruhigende und bei äusserlicher Anwendung tonisierende Wirkung verdanken wir den ätherischen Ölen.
Die Zitronenmelisse enthält eine Vielzahl von Wirkstoffen u.a. Caryophyllen und Mineralstoffe. Ferner Gerb- und Bitterstoffe sowie Harz- und Schleimstoffe, um nur einige zu nennen. Im komplexen Zusammenspiel dieser reichen Palette an Inhaltsstoffen zeichnet sich die Zitronenmelisse als beruhigende, krampflösende, blähungswidrige, herzstärkende und allgemein vitalisierende Heilpflanze aus. Ein Tee aus dem «Wonnekraut» hilft bei depressiven Verstimmungen, Blähungen und nervösen Beschwerden aller Art. Äusserlich eingerieben, unterstützt eine Tinktur aus dieser wertvollen Heilpflanze auch bei Nervenschmerzen, Kopfweh, Muskelkater und bei Rheumaleiden. Eine besonders verwöhnende Art der Anwendung ist der Genuss von entspannenden und beruhigenden Vollbädern mit Zitronenmelisse.
Bei Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Zitronenmelisse empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturheilpraktiker oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Verwendung in der Küche
Frische Melissenblätter verleihen Salaten, Saucen und Gemüsegerichten einen zitronigen Geschmack. Die Blätter sollte man den Speisen zum Schluss beifügen, da die Melisse beim Mitkochen den Geschmack weitgehend verliert.
Sehr fein schmeckt das frische Kraut auch in Suppen und Eintöpfen. Als Kräuteressig angesetzt lassen sich delikate, sommerliche Dressings komponieren. In Spanien beliebt ist die Zubereitung von Fischgerichten, gewürzt mit den Blättern von Zitronenmelisse. Kinder lieben den erfrischenden Sirup aus dem Kraut. Ein selbst zubereitetes Melissen-Glacé oder -Sorbet schmeckt wunderbar. Dekoriert mit den zarten, hellgrünen Blättern sieht das erfrischende Sommerdessert so richtig «gluschtig» aus.
Rezept: Frühlings-Quinoasalat mit Zitronenmelisse
Zutaten für 4 Personen
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3 dl Gemüsebrühe
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¼ TL Curcuma
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150g Quinoa (Herkunft Schweiz)
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Ca. ½ Salz, frischgemahlenen Pfeffer
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6 EL Essig Balsamico
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6 EL Olivenöl
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150g Rüebli
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1/2 Gurke
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150g Mini-Mozzarella oder vegane Alternative
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2 EL feingeschnittene Zitronenmelisse
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8 Erdbeeren
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Blütenblätter einer Rose
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Einige Zitronenmelissenblätter zum Dekorieren
Zubereitung (ca. 1.15h)
- Die Gemüsebrühe mit Curcuma zum Kochen bringen,
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Quinoa hineingeben und 10 Minuten kochen,
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Dann 20 Minuten quellen lassen und ca. 30 Minuten kalt stellen.
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In der Zwischenzeit: Rüebli und Gurke waschen, Gurke schälen und beides mit einer Röstiraffel reiben.
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Essig, Olivenöl, Salz, Rüebli, Gurke und Mini Mozzarella mit den feingeschnittenen Zitronenmelissen mischen. Quinoa dazugeben, vorsichtig mischen und abschmecken.
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Den Salat in Schalen verteilen, mit Zitronenmelissenblätter, Erdbeeren und Rosenblüten garnieren.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Sabine Hagg
Sabine Hagg kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Hauptberuflich leitet sie die Küche/Gastronomie in der Klinik Arlesheim. Daneben entwickelt sie unter eigenem Label hochwertige Naturprodukte und Naturkosmetik. Den Grossteil der Pflanzen baut sie dafür in den Walliser Bergen selbst an, pflückt diese von Hand und verarbeitet sie mit Liebe und Sorgfalt.