Liebstöckel = Levisticum officinale
Doldenblütler = Apiaceae
Volks- und Flurnamen: Maggikraut, Suppenkraut, Gichtstock, Labstock
Geschichtliches
Die ursprünglich im nahen Osten und Südeuropa beheimatete Pflanze war schon in der Antike ein beliebtes Gewürz-, Heil- und Liebeskraut. Man schrieb ihr eine sexuell stimulierende Wirkung zu und bereitete mit der Wurzel allerlei wundersame Elixiere und Zaubertränke. Diese Zaubergetränke sollten in der Lage sein, auch äusserst zurückhaltende Frauen für die Liebe empfänglich zu machen.
In Mitteleuropa wurde zu ähnlichen Zwecken ein Tee gebraut und die Samen waren eine beliebte Zutat in aphrodisisch wirkenden Speisen. Selbst in Kuchen und Keksen wurde der Liebstöckel verwendet, so überzeugt war man von seiner Wirkung.
Seines starken Duftes wegen wurde der Liebstöckel auch als Amulett getragen oder als Räucherwerk zur Abwehr von Hexen und Zauberern eingesetzt.
Ob diese Wirkungen tatsächlich eingetroffen sind, ist bis heute nicht bewiesen. Interessant ist in dem Zusammenhang, dass der Name Liebstöckel nicht von einer Beschreibung der Wirkungsweise der Pflanze als «Liebeskraut» stammt, sondern als Eindeutschung des lateinischen Namens = Levisticum aufgezeigt werden konnte. Liebstöckel erinnert geschmacklich an die1880 vom Müller Julius Maggi entwickelte Würzmischung, obwohl Maggikraut in dieser nie als Bestandteil Verwendung fand.
Botanik und Kultur
Kräftig und üppig, gross und aufrecht nimmt der ausdauernde Liebstöckel seinen Platz im Kräutergarten ein. Er beansprucht ein nährstoffreiches, leicht feuchtes, humoses Erdreich und einen halbschattigen Standort. Dann ist dem Doldenblütler so richtig wohl und er wird sich zu einer stattlichen Pflanze von bis zu zwei Metern Höhe entwickeln. Er hat fiederteilige, gelbgrüne Blätter und auf einem starken, innen hohlen Stängel sitzen von Juni bis August in zusammengesetzten Dolden blassgelbe Blüten.
Bei der Topfkultur sind die Standort- und Bodenansprüche des Liebstöckels ebenfalls zu beachten. So sollte das Gefäss gross und tief genug sein, um den Wurzelausläufern Raum zu bieten. Zudem benötigt das Maggikraut ein nährstoffreiches Substrat und ausreichend Feuchtigkeit.
Zur Vermehrung teilt man alte Stöcke und für grössere Mengen wird die Pflanze durch Aussaat vermehrt. Die Blätter erntet man laufend frisch oder im Frühjahr vor der Blüte. Ebenfalls im Frühling können die jungen, saftigen Stängel geschnitten werden. Die Wurzeln werden im Herbst des dritten Jahres geerntet und an einem gut belüfteten, schattigen Ort getrocknet.
Verwendung in der Naturheilkunde
In der volksheilkundlichen und phytotherapeutischen Anwendung kommt vor allem die Wurzel zur Anwendung. Sie wird pulverisiert verabreicht oder als Tee verordnet. Gelegentlich findet man sie auch als Zutat in einer Magenbitterrezeptur.
Aufgrund seiner Inhaltsstoffe ist die wirkungsvolle Hilfe des Liebstöckels bei rheumatischen Beschwerden, bei Blasen- und Nierenleiden, bei Magenbeschwerden und Verdauungsschwäche sowie bei Migräne erwiesen. Das in der Wurzel enthaltene ätherische Öl wirkt harntreibend, blähungswidrig, krampflösend, schweisstreibend und blutreinigend. Ausserdem beschenkt uns der Gichtstock mit einer Fülle an Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen usw.
Bei weiterreichenden Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Levisticum officinale empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturheilpraktiker/eine Naturheilpraktikerin oder ausgewiesenen Drogisten/eine ausgewiesene Drogistin zu wenden.
Verwendung in der Küche
Die alltägliche Verwendung vom Maggikraut als beliebtes Würzkraut hat einen allgemein positiven, stärkenden und kräftigenden Einfluss auf den Menschen und zusätzlich wird der Körper regelmässig mit wertvollen Mineralstoffen versorgt. Allerdings sollte man bei der Dosierung Vorsicht walten lassen. Das Liebstöckelkraut ist stark aromatisch und kann somit schnell einmal ein Gericht dominieren.
Als warmwürziges Kraut werden vor allem die Blätter eingesetzt. Sie eigenen sich frisch oder getrocknet vorzüglich als Gewürz für Eintopfgerichte, Salate, Saucen, Fleischbrühen und vieles mehr. Der Liebstöckel entfaltet sein volles Aroma am besten, wenn er gleich mitgekocht wird.
Sehr wohlschmeckend sind junge, zarte Triebe und Blattstiele, welche man blanchiert und als wohlschmeckendes Frühlingsgemüse geniessen kann. Ebenfalls eine Delikatesse sind kandierte Maggikraut-Stängel. Mit den Samen lassen sich Suppen und Brote fein aromatisieren.
Rezept: Sommerliche Pasta mit Liebstöckel und Cherry-Tomaten
Für 4 Portionen
Zubereitung: ca. 25 Minuten
Zutaten:
- 500 g Cherry Tomaten
- 4 EL Olivenöl
- 1 TL Honig
- ½ Bund Liebstöckel
- 400 g Pasta nach Wahl
- Salz, Pfeffer
Zubereitung:
- Den Liebstöckel grob hacken.
- Die Hälfte der Cherry Tomaten halbieren.
- Alle Cherrytomaten in eine feuerfeste Form geben.
- Olivenöl, Honig, Salz, wenig Pfeffer und die Hälfte des gehackten Liebstöckels beigeben und vermischen.
- Die Gratinschale in den kalten Backofen geben und bei 200°C für ca. 15 Minuten garen.
- Pasta al dente kochen. Etwas vom Pastawasser auf die Seite stellen.
- Die Pasta mit den geschmorten Tomaten vermischen, den Rest des gehackten Liebstöckels daruntermischen und wenn gewünscht mit etwas Pastawasser ergänzen.
- Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Tipp:
Für die vegane Variante den Honig durch etwas Zucker oder Agavendicksaft ersetzen.
Für die festliche Variante einige Riesencrevetten oder Lammfiletstreifen über die Pasta geben.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Caro und Tobi Thaler
Caro und Tobi Thaler kreieren seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Beide haben eine Lehre als Koch absolviert, sich später aber noch in andere Richtungen weiterentwickelt. Caro im Sozialbereich, Tobi in der Technologiebranche. Die Leidenschaft für das Kochen ist geblieben und diese vermitteln sie unter dem Motto «das Leben isst bunt» u. a. auf ihrem Rezeptportal foodwerk.ch. Ganz im Sinne der Familientradition steuert Tochter Liv ab und zu auch schon ein Rezept bei.