Waldmeister = Galium odoratum (syn. Asperula odorata)
Rötegewächs = Rubiaceae
Volkstümliche Namen: Maikraut, Waldmännchen
Geschichtliches
Woher der deutsche Name Waldmeister stammt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Die wörtliche Beschreibung «als eine aus dem Wald stammende Wildpflanze, mit meisterlichen Heilkräften» ist wohl eher unwahrscheinlich.
Wie dem auch immer sei, der Waldmeister ist seit dem frühen Mittelalter eine geschätzte Heil-, Duft und Küchenpflanze. Das Waldmännchen-Kraut, wie der Waldmeister in volkstümlichen Namensgebungen auch genannt wird, besitzt vielfältige Kräfte, die sich im Glauben und Aberglauben niederschlagen.
Im Aberglauben wurde das Maikraut gegen allerlei «dämonische und böse Kräfte» verwendet. Sogar Hexen sollen sich aus einem Gemisch von Waldmeister, Johanniskraut, Poleiminzen und Brennnessel vertreiben lassen.
Botanik und Kultur
Ob in Europa, Nordafrika und in Russland, fast überall ist die zur Gattung der Labkräuter (Galium) gehörende Pflanze anzutreffen. So gedeiht der ausdauernde Waldmeister besonders gut in Laubmischwäldern, aber auch in lichten Nadelwäldern auf nährstoffreichen Böden bis in Höhen von zirka 1400 Meter über Meer.
Die krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 15 bis 25 cm.
Die Pflanze lässt sich leicht vermehren, indem man die kriechenden, rötlichbraunen Wurzelstöcke teilt. Die kleinen, weissen Blütendolden sind sehr dekorativ und setzen schöne Farbakzente auf humosen Waldböden.
Von Ende April bis Anfang Juni werden die frischen, saftig grünen Blätter des Maikrautes gesammelt. Man pflückt dazu die oberen drei bis vier Blattetagen von noch nicht blühenden Pflanzen. Wenn bereits blühend, sollten nicht zu viele Blüten verwendet werden. Da der Waldmeister den süssen, nach frischem Heu riechenden Wirkstoff Kumarin erst nach dem Welken freisetzt, sollte man das Kraut bereits einige Stunden vor Gebrauch sammeln.
Kumarin ist ein Pflanzeninhaltsstoff mit einem angenehm würzigen Geruch.
Verwendung in der Naturheilkunde
Die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Waldmeisters werden in der Literatur wie folgt beschrieben: harntreibend, beruhigend, Unterstützung der Leberfunktionen und unterstützend bei Schlaflosigkeit. Das getrocknete Kraut des Waldmännchens eignet sich, mit anderen Kräutern wie Lavendel und Melisse gemischt, zum Beispiel als Füllung eines sanften Schlafkissens.
Mit Wein aufgegossen soll die kleine Pflanze das «Herz froh stimmen».
Äusserlich angewendet können frische und in der Hand zerriebene Blätter auf Insektenstiche aufgelegt Linderung bringen. Zerdrückte frische Blätter lassen das Blut in Schnittwunden rasch gerinnen
Legt man die getrockneten Blätter unter Teppiche oder zwischen die Wäsche, vertreibt der Waldmeister Motten und sonstige unerwünschte Insekten.
Hohe Dosen von Kumarin können zu Übelkeit, Schwindel und Benommenheit führen. Deshalb ist bei der Verwendung von Waldmeister gewisse Vorsicht geboten. Als Faustregel sollten nicht mehr als drei Gramm frisches Kraut pro Liter Flüssigkeit verwendet werden.
Bei Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Waldmeisters empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturheilpraktiker/eine Naturheilpraktikerin oder an einen Drogisten/eine Drogistin zu wenden.
Verwendung in der Küche
Als Geschmacksgeber wird das Maikraut in Maibowlen, Tee, Spirituosen und anderen Kräutergetränken beigefügt. Wir möchten aber an dieser Stelle nochmals darauf hinweisen, dass Kumarin bei übermässigem Genuss Kopfschmerzen hervorrufen kann. Für eine Maibowle benötigen wir wie bereits vorgenannt, maximal 3 Gramm Frischkraut pro Liter Flüssigkeit.
Süssspeisen aus Milch, Puddings, Götterspeisen, Glace oder auch Cremes können mit jungen, getrockneten Waldmeistertrieben fein aromatisiert werden.
Weniger bekannt ist, dass dieses feine, nach frischem Heu duftende Kraut auch als Gewürz in nicht alltäglichen Gemüsegerichten verwendet werden kann.
Zu Girlanden gebundene Blütenstängel können als fein duftende Tisch- und Tafeldekoration viel Freude bringen.
Rezept: Waldmeistersuppe mit Vanille
Zutaten:
- 1 EL Butter
- 1 Schalotte
- 1,5 EL Mehl
- 10 g getrockneter Waldmeister
- 1 dl Weisswein
- 9 dl Geflügelbouillon
- 1 dl Rahm
- ½ Vanillestange
- Pfeffer, Muskatnuss
Zubereitung:
- Die Schalotte fein hacken.
- Die Butter in einer Pfanne erhitzen und die gehackte Schalotte darin andünsten. Mit Mehl stauben und mit Weisswein und Bouillon ablöschen.
- Den Waldmeister zufügen und zügig unter Rühren zum Kochen bringen. Ca. 10 Minuten auf mittlerer Stufe leicht kochen lassen.
- Je nach Gusto kann die Suppe nun püriert (intensiviert den Geschmack des Waldmeisters) oder abgesiebt werden.
- Danach mit Rahm und dem Vanillemark einer halben Schote verfeinern und mit Muskatnuss und Pfeffer abschmecken.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Caro und Tobi Thaler
Caro und Tobi Thaler kreieren seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Beide haben eine Lehre als Koch absolviert, sich später aber noch in andere Richtungen weiterentwickelt. Caro im Sozialbereich, Tobi in der Technologiebranche. Die Leidenschaft für das Kochen ist geblieben und diese vermitteln sie unter dem Motto «das Leben isst bunt» u. a. auf ihrem Rezeptportal foodwerk.ch. Ganz im Sinne der Familientradition steuert Tochter Liv ab und zu auch schon ein Rezept bei.