Lavendel = Lavandula angustifolia
Lippenblütler = Lamiaceae
Volkstümliche Namen: Lavendelkraut, Speik, Nervenkräutlein
Geschichtliches
Die Verwendung von Lavendel war schon im Altertum bekannt. Die alten Ägypter stellten daraus wertvolle Balsame her, die sie unter anderem zur Mumifizierung ihrer Toten verwendeten. Sie verwöhnten sich mit Duftwassern und den Verstorbenen gaben sie Parfüm-Urnen mit Lavendel ins Grab. Als die letzte Ruhstätte von Tut-ench-Amun freigelegt wurde, roch es nach 3000 Jahren immer noch nach Lavendel.
Die Griechen wiederum schmückten Jungfrauen, welche den Göttern geopfert wurden, mit Lavendelblüten. Der Speik wurde auch ein beliebtes Kraut um schlechte Gerüche zu beseitigen. So benutzten die Liebesdienerinnen der Antike Lavendelessenz gegen Mundgeruch.
Überhaupt war das Kraut allseits beliebt und als es im 11. Jahrhundert von wandernden Mönchen über die Alpen in unsere Heimat gebracht wurde, sah man bald in ganz Europa lila-blaue Lavendelfelder in voller Blüte.
Der Lavendel wurde eine Pflanze für Liebende, welche sich als Zeichen der Zuneigung Lavendelsträusschen schenkten. Ein Beutel mit getrocknetem Lavendel auf der Haut getragen, lockte den Geliebten herbei und als Glücksbringer am Strumpfband irischer Bräute befestigt, sollte er zu einer guten Ehe verhelfen.
Der Lavendel wurde bald ein unentbehrlicher Begleiter im täglichen Leben. Darauf weist uns der Gattungsname Lavandula hin. Er wird vom lateinischen lavare = waschen abgeleitet und nimmt Bezug auf die frühere Bedeutung von Lavendelbädern und streicht die allgemein reinigende Wirkung vom Lavendel hervor. Bevor wir überflutet wurden mit synthetischen Duftstoffen und einer Unmenge an aufdringlich parfümierten Putzmitteln, war es gang und gäbe ein paar Tropfen Lavendelessenz ins Seifenwasser zu geben. Der Duft erfrischte und belebte den Raum mit seiner harmonisierenden Wirkung und schützte vor krankmachenden Keimen, vor Schädlingen und Insekten aller Art. So ist der Lavendelduft ein altbewährtes Hausmittel und hält Schädlinge wie Läuse, Kleider- oder Lebensmittelmotten auf Distanz.
Botanik und Kultur
Der Lavendel ist ein kleiner, ausdauernder, buschig wachsender, duftender Strauch aus der Familie der Lippenblütler. Seine Blätter sind schmal und von grüngrauer Farbe. Je nach Sorte erreicht er eine Wuchshöhe von 20 bis ca. 90 cm. Im Sommer ziert er unsere Gärten und bezaubert uns mit seinen leuchtend blauen, wohlriechenden Blüten.
Vom Lavendel existieren viele verschiede Kreuzungen und Zuchtformen. Der echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist winterhart. Er gedeiht auf bis zu 1200 m ü.M, ebenso wie sein Bruder, der Speik Lavendel (Lavandula latifolia), welcher etwas breitere, silbergraue Blätter besitzt und sich durch einen höheren Wuchs (bis 90cm) auszeichnet. Der echte Lavendel verträgt unser Klima gut.
Die Lavendelstaude ist ein Zuwanderer aus dem mediterranen Raum und benötigt einen sonnigen Standort im Garten damit sie einen kräftigen, gesunden Wuchs entwickelt und uns mit ihrem betörenden Duft verwöhnen kann. Kleinwüchsige Sorten können sehr gut als duftende Beeteinfassung angepflanzt werden, die regelmässig zurückgeschnitten wird. Vermehrt wird der Lavendel hauptsächlich durch Stecklinge oder Aussaat.
Während der Blütenzeit von Juli bis August werden die Lavendelblüten von Schmetterlingen und Bienen regelrecht umschwärmt. Für die Ernte werden die Blütenstängel während des Aufblühens geschnitten, zu Sträussen gebunden und zur Trocknung an einem luftig-schattigen Ort gelagert. Nach der sommerlichen Hochblüte schneidet man die Lavendelstauden zurück.
Pflanzt man den Lavendel zwischen die Rosen, schützt er diese vor Blattlausbefall. Der Lavendelduft, respektive das reichlich vorhandene ätherische Öl, hemmen nebst den unten erwähnten Eigenschaften, auch das Wachstum von Pilzen. So hat sich der Einsatz von Lavendelöl bei Pflanzen bewährt, welche anfällig auf Pilz- oder Schädlingsbefall sind. Man besprüht die Pflanzen vorbeugend, je nach Befallsdruck, alle zwei bis fünd Tage mit einem Tropfen Lavendelöl auf einen Liter Wasser.
Verwendung in der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird vorwiegend der echte Lavendel verwendet. Die Blüten oder die Essenz aus diesen lindert starke Kopfschmerzen, Migräne- und Menstruationsbeschwerden. Während dem 1. Weltkrieg wurde von den Feldärzten den Verwundeten Lavendelessenz zum Desinfizieren von Wunden verabreicht. Bei Verbrennungen wirken Umschläge oder sanfte Waschungen mit Lavendelessenz sehr heilsam und können den Heilungsverlauf merklich beschleunigen. Lavendel eignet sich auch zur äusserlichen Behandlung von Ekzemen, Insektenstichen und Hautbeschwerden mannigfaltiger Art, zur Linderung von Gicht und anderen rheumatischen Beschwerden, bei Hexenschuss und Verstauchungen, sowie bei Atemwegserkrankungen. Der Lavendel mit seinen wertvollen Inhaltsstoffen ist zudem Bestandteil von Salben, Balsamen, Massageölen, Badezusätzen, Inhalationsmischungen und anderen Produkten.
Bei Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Lavendels empfehlen wir Ihnen, sich auf jeden Fall an einen Naturheilpraktiker oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Verwendung in der Küche
In der Küche feiert der Lavendel eine Renaissance. Das Kochen und Dekorieren mit den schönen Blüten ist im Trend. Die leuchtend blauen Blüten verwöhnen unsere Augen und unsere Gaumen mit ihrer Schönheit und ihrem Aroma. Die frischen Blüten werden kandiert oder Salaten, Marmeladen, Gelees und Speiseeis beigegeben. In Essig eingelegt erhalten wir einen exquisiten Kräuteressig für eine besondere Sauce Vinaigrette. Mit Lavendel aromatisierte Gebäcke und Desserts schmecken sehr edel. Lassen Sie sich doch vom Lavendelduft zum Experimentieren in der Küche verführen.
Rezept: Kräuterbutter mit Lavendel
Zutaten für 6 Personen:
- 2 EL Olivenöl
- 1 Knoblauchzehe
- 1 EL Petersilie, gehackt
- 1 EL Rosmarin, gehackt
- 1 EL Thymian, gehackt
- 1 EL frischer Lavendel, ganz fein gehackt
- 150 g Butter, gewürfelt, Zimmertemperatur
- 1 EL Aceto Balsamico
- 1/2 TL Salz
- Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung:
- Weiche Butterwürfel, Balsamico, Salz und Pfeffer in eine hohe Schüssel geben und mit dem Handmixer für 3-4 Minuten luftig aufschlagen.
- Olivenöl in einer Pfanne erwärmen. Den gehackten Knoblauch und die fein geschnittenen Kräuter beifügen. Für 2 Minuten unter ständigem Rühren erwärmen. So können die Aromen aus den Kräutern gelöst werden.
- Anschliessend alle Zutaten gut vermengen, die fertige Kräuter-Lavendelbutter auf ein Stück Backpapier geben und die Masse einrollen.
- Nach einer Stunde im Kühlschrank kann die Rolle in Scheiben geschnitten und serviert werden.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Mirko Buri
Mirko Buri kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Der ehemalige Gault-Millau-Koch ist Begründer von FOODOO, dem Verarbeiter von aussortiertem Gemüse, das sich im Grosshandel nicht rentabel vermarkten lässt. Vom Food-Waste-Pionier erschienen ist u. a. das Kochbuch «Restenlos glücklich». Bis im März 2020 betrieb er mit «Mein Küchenchef» zudem das erste Anti-Food-Waste-Restaurant der Schweiz.