Rosmarin = Salvia rosmarinus (syn. Rosmarinus officinalis)
Lippenblütler = Lamiaceae
Volks- und Flurnamen: Brautkraut, Hochzeitsmaien, Meertau, Rosmareien-Kraut
Geschichtliches
«Besteckt die Brust mit Rosmarin und die Liebe wird nicht mehr entfliehen».
Im alten Griechenland wurde die Liebesgöttin Aphrodite mit Rosmarinzweigen bekränzt und auch die Römer ehrten die Venus mit diesem Liebeskraut. Seither schenken sich Liebende zur Bekundung ihrer Gefühle Rosmarinzweiglein. Machen Sie es wie der Bräutigam in manchen Gegenden Bayerns: Tragen Sie am Tage Ihrer Hochzeit einen Rosmarinkranz, durch den Sie Ihren Daumen stecken und binden Sie Rosmarin in den Brautstrauss. Dies bringt Glück für die Ehe und das Paar wird mit Fruchtbarkeit gesegnet sein. In Österreich wiederum ziehen junge Burschen von Haus zu Haus und waschen den Mädchen die Füsse mit Rosmarinwein.
Rosmarin symbolisiert aber auch die Gefühle der Sehnsucht, der Trauer und des Todes. Die Pflanze wird astrologisch sowohl der Liebesgöttin Venus wie auch Saturn – dem Hüter der Schwelle – zugeordnet. Tote wurden mit Hilfe eines Rosmarinzweigleins mit Weihwasser besprengt. In Italien geben die Trauergäste die mitgebrachten Rosmarinzweige ins Grab, wohl damit der Verstorbene sicher den Weg ins Paradies findet.
So vereint der Rosmarin Trauer, Lebenslust und Freude. Sein würziger Duft kann uns beleben, anregen und aus der «Versenkung» herausholen und man findet wieder die Kraft, uns dem Leben und der Liebe zuzuwenden.
Botanik und Kultur
Vom Rosmarin existieren viele verschiedene Sorten, die sich in Duft, Wuchs und Frostempfindlichkeit unterscheiden. Das Farbenspektrum der Blüten reicht von weiss, hellblau bis dunkelblau. Die hängend wachsenden Sorten eignen sich speziell für Ampeln.
In unserem Klima ist der Rosmarin nur bedingt winterhart, da er ursprünglich in den Gegenden des Mittelmeerraumes beheimatet war. Deshalb ist die richtige Standortwahl im Garten wichtig. Er sollte in lockerer, humoser, bis leicht sandiger Erde wurzeln können. Rosmarin liebt es gerne leicht feucht. Aber aufgepasst: der Rosmarin verträgt keine Staunässe. Ideal steht er nahe einer Mauer oder Hauswand in Süd- oder Westlage, damit er noch lange von der Wärmeabstrahlung der Steine profitieren kann.
Die Anzucht mit Saatgut ist zeitaufwändig und bedingt warme Keimtemperaturen. Deshalb wird der Rosmarin vor allem durch Stecklinge vermehrt.
Da die Pflanze immergrün ist, kann sie das ganze Jahr über geerntet werden. Ein regelmässiger sanfter Rückschnitt der Zweige fördert ein gesundes Wachstum. Will man sich einen Vorrat anlegen, trocknet man diese Zweige schnell an einem schattigen, luftigen Ort.
Im Winter schützt man den Rosmarin vorteilhaft zusätzlich mit ein paar Tannenzweigen oder einem Vlies vor Frost und giesst ihn bei Trockenheit und milder Witterung eventuell hie und da mit einem Schluck Wasser.
Auf Nummer sicher geht man, wenn man den Rosmarin als Kübelpflanze kultiviert. Im Winter hell und kühl überwintern und ihn ab und zu mit etwas Wasser versorgen. Im Winterquartier auf Schädlinge wie Schildläuse und Mehltau achten.
Verwendung in der Naturheilkunde
Der Rosmarin beschenkt uns mit einem breiten Wirkungsspektrum. So wird er in der Kosmetik, in der Naturheilkunde und Räucherpraxis, als auch in der Aromatherapie geschätzt.
Die Blätter des Rosmarins werden in Kölnisch Wasser, Formspülungen und in Shampoos verwendet.
Rosmarin regt den Kreislauf an und lindert Gelenksschmerzen. Aus den Blüten destilliert man ein Öl, welches Bakterien und Pilze abtötet.
Bei Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Rosmarins empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Verwendung in der Küche
Das Rosmareien-Kraut (Flurname), wer kennt es nicht? Wer hat nicht schon fein gewürzte Grilladen mit den würzigen, bekömmlichen, nadelähnlichen Blättern genossen? Der Duft erinnert an gemütliche Grillabende, an den Urlaub am Meer oder an den Geruch und Geschmack eines fein gewürzten Lammgigots. Würste, Füllungen, Suppen und Eintopfgericht und vieles mehr lässt sich mit Rosmarin verfeinern. Auch zu Kartoffeln lassen sich die würzigen Rosmarinblätter und -blüten verwenden.
Rezept: Rosmarinöl
Zutaten für 1 Liter:
- 200g frischer Rosmarin
- 800g Rapsöl
Zubereitung:
- Rosmarin mit kaltem Wasser waschen und gut abtropfen.
- Anschliessend in ein beliebiges Glas einfüllen.
- Das Rapsöl in eine hohe Pfanne geben und bei mittlerer Hitze auf 80 °C erwärmen.
- Damit das Rosmarinöl seine schöne Farbe behält, sollten die 80°C auf gar keinen Fall überschritten werden.
- Das warme Rapsöl in einen Krug umfüllen und die mit Rosmarin bestückten Gläser bis zum Rand befüllen. Sofort mit einem Deckel verschliessen.
- Nach einer Stunde müssen die Rosmarinzweige aus dem fertigen Öl entfernt werden. Dafür giessen wir den Inhalt des Glases durch ein Sieb und füllen das fertige Öl in saubere Flaschen ab.
- Lagern Sie das Rosmarinöl an einem kühlen und vor Licht geschützten Ort. So bleiben der grossartige Geschmack und die intensive Farbe, für mindestens 12 Monate bestens erhalten.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Mirko Buri
Mirko Buri kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Der ehemalige Gault-Millau-Koch ist Begründer von FOODOO, dem Verarbeiter von aussortiertem Gemüse, das sich im Grosshandel nicht rentabel vermarkten lässt. Vom Food-Waste-Pionier erschienen ist u. a. das Kochbuch «Restenlos glücklich». Bis im März 2020 betrieb er mit «Mein Küchenchef» zudem das erste Anti-Food-Waste-Restaurant der Schweiz.