Weisstanne
(Abies alba)
Tanne, Edeltanne, Silbertanne, Lichtbaum - Kieferngewächse (Pinaceae)
Alten Schriften kann man entnehmen, dass die Weisstanne eine lange Tradition in der Naturheilkunde hat. Häufig wird auf ihre stärkende und reinigende Wirkung bei Bädern hingewiesen, welche bei Entzündungen, Rheuma und Gicht helfen können. Bäder aus Nadeln, Zweigen, Rinde und harzreichen Zapfen können ausserdem die Nerven beruhigen, Entspannung fördern, Atemwegserkrankungen lindern und eine positive Wirkung auf die Haut entfalten.
Eine häufige Anwendung der Weisstanne ist die Unterstützung bei Atemwegserkrankungen. Die Nadeln, das Harz, die Rinde und die Zapfen enthalten viele ätherische Öle, welche die Atemwege desinfizieren und die Bronchien erweitern können. Das kann festsitzenden Schleim verflüssigen, beim Abhusten helfen und Erkältungssymptome lindern.
Diese ätherischen Öle können verdampft inhaliert oder als Raumspray verwendet werden. Für die Inhalation gibt man ungefähr 3-5 Tropfen vom ätherischen Öl oder eine Handvoll Nadeln in 1 Liter heisses Wasser. Danach werden die Dämpfe vorsichtig eingeatmet.
Kleine Mengen vom Harz können auch als Wald-Kaugummi genossen werden. Auf diese Weise kann das Harz festigend auf das Zahnfleisch wirken.
Eine Anwendung, die nicht fehlen darf, ist die Harzsalbe. So wie das Harz die Wunden vom Baum repariert, kann es auch unserer Haut bei Wunden helfen. Die Salbe soll wundheilend, desinfizierend und durchblutungsfördernd wirken und kann unter anderem bei trockener Haut, Hautunreinheiten, Rheuma- und Muskelschmerzen eingesetzt werden. Zudem kann sie als Zugsalbe verwendet werden, um Splitter herauszuziehen.
Bei Fragen zur Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Der Duft der Weisstanne erinnert an Orange und Zitrone, ergänzt durch eine harzige Note. Die Nadeln und das Harz des Baumes verleihen Speisen und Getränken ein unverwechselbares, waldig-frisches Aroma. Idealerweise werden im Mai die jungen Nadeltriebe gesammelt. Diese können frisch verwendet werden. Die älteren Nadeln können das ganze Jahr hindurch gesammelt werden, sind jedoch ein wenig fester und eignen sich nicht zum frischen Verzehr. Deshalb legt man sie in Getränke ein, um das Aroma zu extrahieren, oder man verwendet sie getrocknet und pulverisiert in Speisen.
Somit kann man mit der Weisstanne zu jeder Jahreszeit eine Vielzahl von Produkten herstellen. Darunter herzhafte Speisen wie Senf, Pesto, Gewürze, Öle, Butter, Salze und Brote, oder sie zum Verfeinern von Mehlen verwenden. Bestens geeignet ist sie auch für süsse Speisen wie Cremen, Eis, Honig, Kekse, Torten und Pralinen.
Eine beliebte Verwendung in der Küche ist Weisstannensirup und Weisstannenlikör, die aus den Nadeln hergestellt werden. Für den Sirup werden die Nadeln mit Zucker und Wasser eingekocht, bis ein aromatischer Sirup entsteht, der sich hervorragend zum Süssen von Tees oder Desserts eignet. Für den Likör gibt man die Nadeln zusammen mit Zucker und Alkohol in eine Glasflasche und lässt das Ganze für ungefähr drei Wochen ruhen. Während der Ruhezeit sollte die Flasche täglich einmal geschüttelt werden, damit sich der Zucker und das Aroma der Nadeln besser lösen.
Ein weiteres Highlight ist der Weisstannentee. Um ihn zuzubereiten, werden die Nadeln oder Zweige frisch oder getrocknet in heissem Wasser aufgegossen und für einige Minuten ziehen gelassen. Der Tee hat eine hellgrüne Farbe und verströmt einen erfrischenden, natürlichen Duft, der an Wald erinnert.
Wissenswertes
Die Weisstanne ist der höchste Baum, der in Europa heimisch ist. Sie kann eine Höhe von bis zu 65 Metern und ein Alter von 500 bis 600 Jahren erreichen. Im Kanton Neuenburg im Valde-Travers steht die höchste Weisstanne der Schweiz mit einer Höhe von 58 Metern und
einem Alter von 300 Jahren.
In den Wintermonaten werden das Harz und die Nadeln der Weisstanne gerne zum Räuchern verwendet. Das Räuchern mit Weisstanne hat eine lange Tradition. Noch bevor Weihrauch und Myrrhe aus fernen Ländern zu uns kamen, wurde unter anderem Weisstanne zum Räuchern verwendet. Das Räuchern der Weisstanne kann helfen, die Luft zu reinigen sowie Stress und Anspannung zu lösen.
Die Nadeln der Weisstanne haben eine glänzende, dunkelgrüne Oberseite und eine blassgrüne Unterseite mit den zwei charakteristischen weissen Linien. Beim Sammeln der Weisstanne ist darauf zu achten, sie nicht mit der hochgiftigen Eibe zu verwechseln. Die Nadeln der Eibe haben ein satteres grün, weisen keine weissen Linien auf der Unterseite auf und sind deutlich weicher und biegsamer als die der Weisstanne. Wenn die Eibe ihre auffälligen roten Früchte trägt, ist eine Verwechslung mit der Weisstanne nahezu ausgeschlossen.
Ricotta Gnocchi mit Weisstannen-Orangen Sauce
Zutaten für 4 Personen (Zubereitungszeit ca. 30 Minuten)
Zutaten für die Gnocchi:
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250 g Ricotta
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30 g Sbrinz, gerieben
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1 kleines Ei
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110 g Mehl
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Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Zutaten für die Sauce:
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4 Orangen
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3-5 kleine Stück Weisstanne
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60 g Butter
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1 kleine gehackte Zwiebel
Geschnittener Schnittlauch zum bestreuen
Zubereitung:
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Für die Gnocchi alle Zutaten mischen, mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen, danach rasch zu einem Teig verkneten. Sollte der Teig noch zu klebrig sein, einfach etwas Mehl hinzufügen und einarbeiten.
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Den Teig auf Mehl etwa Fingerdick ausrollen und in kleine Stücke teilen.
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Die Gnocchi in siedendem Salzwasser so lange garen, bis sie an der Oberfläche schwimmen.
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Butter in einer Bratpfanne erhitzen. Die gewünschte Anzahl der Weisstannenzweige zufügen. Gehackte Zwiebel dazu geben und kurz andünsten, mit dem Saft von 2 Orangen ablöschen.
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Gewünschte Menge an Orangenabrieb dazu geben und kurz aufkochen lassen.
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2 Orangen filetieren und beiseitestellen.
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Die Sauce etwas einreduzieren lassen und dann die Weisstannenzweige aus der Sauce nehmen.
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Die gekochten Gnocchi abgiessen und mit den Orangenfilet in die heisse Sauce geben.
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Kurz vermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Mit geschnittenem Schnittlauch bestreuen.
Die Autoren
Dominik Imhof
Dominik Imhof, aufgewachsen im Muotathal, entdeckte früh seine Leidenschaft für Wildpflanzen und Pilze. Nach einer Karriere als Handballspieler und einer Ausbildung zum Elektroingenieur vertiefte er sein Wissen in Ernährung und Gesundheit.
Er absolvierte Ausbildungen zum Fachberater für Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen und Wildpilzen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) sowie zum Heilpflanzenfachmann TEN. Heute teilt er seine Expertise in Exkursionen, Workshops und Gruppenevents.
Auf seiner Webseite finden Sie umfassende Informationen zu Wildpflanzen, aussergewöhnlichen Produkten und vielem mehr.
Caro und Tobi Thaler
Caro und Tobi Thaler kreieren seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Beide haben eine Lehre als Koch absolviert, sich später aber noch in andere Richtungen weiterentwickelt. Caro im Sozialbereich, Tobi in der Technologiebranche.
Die Leidenschaft für das Kochen ist geblieben und diese vermitteln sie unter dem Motto «das Leben isst bunt» u. a. auf ihrem Rezeptportal foodwerk.ch. Ganz im Sinne der Familientradition steuert Tochter Liv ab und zu auch schon ein Rezept bei.