Heidelbeere

Heidelbeere – Vaccinium myrtillus / Heidekrautgewächs = Ericaceae

Volks- und Flurnamen: Blaubeere, Mollbeere, Bickbeere, Heubeeri, Staudelbeere

«Geht nicht in die Blaubeeren, da sitzt Maria auf dem Stamm und kämmt sich das Haar.» Dies sagt man in Deutschland zu den Kindern, die am Marientag nach St. Johanni in die Blaubeeren gehen wollen.

Die therapeutischen Eigenschaften der Mollbeere wurden das erste Mal in den Schriften von Dioscorides – dem wohl berühmtesten Pharmakologen des Altertums – als heilend gegen Ruhr erwähnt. Die heilige Hildegard von Bingen (1098 – 1179) empfahl die Inhaltsstoffe der Bickbeere ebenfalls gegen vielerlei Gebresten. Trotzdem: Obwohl dieses Gewächs auf eine sehr lange Tradition zurückblicken kann, darf man ruhig sagen, dass über die Vergangenheit nicht sehr viel bekannt ist.

Mit verwinkelten grünen Zweigen bildet dieser kleine, verholzende Strauch unter Tannen oder in Laubwäldern ganze Kolonien. Der Zwergstrauch kann je nach Standort und Bodenbeschaffenheit zehn bis 50 cm hoch werden. Die Blüten wachsen einzeln aus Blattachsen und es sieht aus, als ob sie uns entgegen nicken und uns willkommen heissen wollen. Die ersten zaghaften Blüten erscheinen bereits gegen Ende April. Von Juli bis in den September hinein tragen die Pflanzen dann leuchtend dunkelblaue Beeren. Bereits ab August, spätestens Anfang September beginnt die Herbstfärbung des Strauchs einzusetzen und das Laub verfärbt sich dabei tiefrot. Die Heidelbeere ist ein holziger Geselle, der im Gegensatz zur verwandten Preiselbeere (vaccinium vitis-idaea) nur sommergrün ist. Dies bedeutet, sie wirft im Winterhalbjahr ihre Blätter ab.

Die Heubeeri, wie die Heidelbeere im Volksmund auch genannt wird, liebt einen eher durchlässigen und sandigen Boden, kann sich aber auch in Torfmooren und in Wäldern prächtig entwickeln. Erstaunlich ist auch ihre Fähigkeit, sich an die Höhe anzupassen, denn man findet dieses Gewächs bis auf 2700 M. ü. M.

Bei der seit Anfang des 19. Jahrhunderts aus der amerikanischen Heidelbeere gezüchteten Kulturheidelbeere befinden sich die Farbstoffe nur in der Schale, weshalb sich bei ihrem Genuss die Zähne nicht blau färben. Die heutigen Züchtungen der Kulturheidelbeere sind im Schnitt mindestens doppelt so groß wie die echte Heidelbeere. Es darf auch darauf hingewiesen werden, dass diese Züchtungen weniger aromatisch sind als die Wildfrüchte, dafür aber besser lagerfähig.

Der bekannte Drogist und Kräuterspezialist Robert Quinche (1906 - 1993) empfahl die getrockneten Früchte als erprobtes Mittel gegen Durchfall. Der verdünnte Saft kann als Gurgelmittel bei leichten Entzündungen im Mund- und Rachenraum Linderung bringen. Auch die jungen Blätter können verwendet werden und werden deshalb besonders für Teemischungen gesammelt. In vielen Schriften, Büchern und in Erfahrungsberichten ist nachzulesen, dass die Kurzzeitbehandlung mit Blättern der Heidelbeere gute Wirkung bei verschiedenen gesundheitlichen Störungen wie Diabetes oder bei Entzündungen der Harnwege zeigt.

Bei Fragen zur Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.

Vor dem Verzehr selbstgepflückter, ungewaschener Heidelbeeren wird zuweilen immer noch wegen möglicher Anhaftung von Eiern des Fuchsbandwurms gewarnt. Wenn man dieses Risiko sicher ausschließen will, müssen die Beeren allerdings abgekocht werden.

Süsse und verführerische Köstlichkeiten lassen sich aus Heidelbeeren herstellen wie zum Beispiel Heidelbeerkompott, Heidelbeerkonfitüre oder auch ein gluschtiges Joghurt. Auch nicht alltäglich ist eine feine Omelette, die mit Heidelbeeren gefüllt wird. In Sirups und Glacé, aber auch als Beigabe in einem Frühstücksmüesli – die Liste der Verwendungsmöglichkeiten von der Blaubeere lässt sich beinahe endlos ergänzen.

Wir möchten an dieser Stelle noch auf die leider immer noch gebräuchliche Erntemethode mit dem Heidelbeerkamm hinweisen. Dabei handelt es sich um eine Art Kamm, mit dem über die Heidelbeerbüsche gestrichen wird. Dabei fallen die Beeren in ein Gefäss, das auch Kasten genannt wird. Durch diese Methode werden jedoch sowohl reife als leider auch unreife Früchte und viele Blätter abgerissen. Diese Heidelbeerstauden stehen so teilweise fast nackt in der Natur und werden dadurch auch geschwächt gegen allerlei Wettereinflüsse. Für die Pflanzen wäre es sicher sinnvoller, wenn diese Erntemethode nicht mehr angewendet würde.

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