Gerste
Saatgerste – Hordeum vulgare L. / Süssgräser = Poaceae
Zweizeilige Gerste – Hordeum distichon L
Unterarten: Wildgerste, Kulturgerste, Rollgerste
Geschichtliches
Die Gerste war ursprünglich im vorderen Orient beheimatet. Die ersten Nachweise dieser Gräser lassen sich in jenen Gebieten 8000 Jahre zurückdatieren. Der römische Gelehrte und Botaniker Plinius hielt die Gerste für eine der ältesten Kulturpflanzen.
Die lange Bedeutung der Gerste als Nahrungsmittel der damals eher ärmeren Leute zeigt sich auch in der Bibel: «So kehrte Noomi mit der Moabiterin Ruth, ihrer Sohnesfrau, aus dem Gefilde Moabs zurück und als sie in Bethlehem ankamen, begann die Gerstenernte» (Ruth 1,22).
«Du nimm dir Gerste, Weizen und Bohnen und tue alles zusammen in ein Geschirr und mache dir Brot daraus und iss davon 390 Tage» (Ezechiel 4,9).
Botanik und Kultur
Das Anbaugebiet der Gerste reicht weit über die nördlich-gemässigten Zonen und Südamerika hinaus bis in die tropischen Gebiete. Weltweit sind heute etwa 20 Arten der Gattung Hordeum und eine grosse Vielzahl von Sorten dieser ein- und teils auch mehrjährigen Gräser bekannt. Da ihre Ansprüche an den Boden und die Feuchtigkeit ziemlich gering sind, wird sie auch in trockenen Ländern angebaut.
Bei der in unseren Gegenden hauptsächlich angebauten Art handelt es sich um die einjährige Saatgerste (Hordeum vulgare L.). Dieses einjährige Gras mit blassgrünen Blättern von etwa einem Zentimeter Breite und zirka 20 bis 30 Zentimetern Länge hat im Sommer spriessende Blüten, die in sieben bis zehn Zentimeter langen Ähren angeordnet sind. Aus ihnen entwickeln sich die goldgelben bis purpurroten Samen. Die Winterhärte wird als hart beschrieben.
Verwendung in der Naturheilkunde
Der Papyrus Ebers ist die die älteste bislang bekannte medizinische Zusammenstellung der Welt. Um 1550 vor Christi Geburt entstanden, finden sich dort bereits zahlreiche Hinweise auf eine medizinische Verwendung der Gerste in Form von Rezepturen.
In der Literatur wird die Gerste als blutdruckerhöhend und herzregulierend beschrieben. Sie wird auch bei Halsentzündungen und Magen-Darm-Reizungen, bei Appetitmangel oder bei schlechter Verdauung empfohlen. In der Hausmedizin wird Gerstenbrei auch als Wundpackung eingesetzt. Gerstenkeimlinge wiederum werden zur Behandlung von Bronchitis eingesetzt.
Da die Anwendungsbereiche der Gerste sehr vielfältig sind, empfehlen wir Ihnen, sich in Fragen einer guten Behandlung mit der Gerste an einen erfahrenen Naturheilpraktiker zu wenden.
Verwendung in der Küche
Gerste wird seit alters her zu Brot, Getreideflocken und zu Suppen, z. B. zur bekannten Bündner Gerstensuppe, verarbeitet. Aus geröstetem Gerstenmalz wird auch Kaffeeersatz hergestellt, der als wohlschmeckend und bekömmlich gilt.
Gerste lässt sich sehr gut mit verschiedenen Gemüsen, wie z. B. mit Federkohl, Rüebli etc. zu währschaften Eintopfgerichten verarbeiten. Speziell erwähnen möchten wir an dieser Stelle auch einige Gewürze, die sehr gut zur Gerste passen, wie z.B. den gewöhnlichen Thymian (Thymus vulgaris). In eher süssen Gerstengerichte können wir Zitronenthymian (Thymus citriodorus) und den nach Orange duftendenden Orangenthymian (Thymus fragrantissimus) empfehlen.
Aus Gerste gewonnener Malzzucker dient als Süssungsmittel. Die gekeimten und gedarrten Samen (durch Mälzung gekeimtes und getrocknetes Getreide) kommen bei Bierbrauern zum Einsatz und werden auch zur Herstellung von Whisky benötigt.
Für 4 Personen
Zutaten:
- 1 EL Olivenöl
- 1 Zwiebel
- 1-2 Knoblauchzehen
- 300 g Karotten
- 300 g Rollgerste
- ca. 7 dl Gemüsebouillon
- 150 g Lauch
- 150g Gambozola oder Gorgonzola (oder Crème fraîche)
Zubereitung:
- Zwiebel schälen und fein hacken, Knoblauchzehen schälen und pressen. Karotten schälen und in kleine Stücke schneiden.
- Öl in die Pfanne geben. Zwiebeln und Knoblauch im Öl dünsten. Karotten und Rollgerste dazugeben, kurz mitdünsten. Mit der Hälfte der Gemüsebouillon ablöschen. Die Gerste muss mit Bouillon bedeckt sein. Ab und zu umrühren und Bouillon dazugiessen. 20 Minuten auf kleinem Feuer kochen.
- Lauch in feine Streifen schneiden. Nach 20 Minuten Kochzeit zu der Gerste geben und 5 Minuten weiterköcheln. Allenfalls etwas Bouillon hinzufügen. Die Gerstenkörner sollten bissfest sein.
- Gambozola in kleine Stücke schneiden und unter den Gerstotto mischen.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreibt eine eigene Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei in Brienz im Berner Oberland. Zudem obliegt ihm die Pflege der Kräuter- und Heilpflanzengärten im Freilichtmuseum Ballenberg sowie die Produktion von Pflanzen für die alpinen Schaugärten der Ricola AG. In seinen Kursen öffnet er den Teilnehmenden die Augen für die Heilkräfte der einheimischen Pflanzenwelt.
Brigitte Speck
Brigitte Speck ist Ernährungsberaterin mit eigener Praxis. Sie bietet Kochkurse für Kinder an. Dass diese immer ausgebucht sind, beweist, dass sie gesunde Ernährung mit höchstem Genuss zu verbinden weiss. Von ihr sind verschiedene erfolgreiche Kochbücher zum Thema Stevia und Kinderernährung erschienen.