Wiesen-Storchenschnabel
Wiesen-Storchenschnabel = Geranium pratense L. // Storchenschnabelgewächs = Geraniaceae
Volks- oder Flurnamen: Blaues Schnabelkraut
Eine weitere sehr bekannte Art: Ruprechtskraut = Geranium robertianum/Herbe à Robert
Geschichtliches
Die botanische Bezeichnung Geranium lässt sich auf das griechische Wort «géranos» = Kranich zurückführen. In unserem Sprachraum wurde dieses Wildkraut früher deshalb auch Kranichschnabel genannt. Die länglichen, teils eher gefiedert gestalteten Fruchtstände der Storchenschnabelgewächse erinnern an den Schnabel eines Storches. Deshalb wird diese Pflanze in unseren Regionen wohl auch Storchenschnabel genannt.
Um die verschiedenen Storchenschnäbel ranken sich die verschiedensten Geschichten. So wurde in früheren Zeiten Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch empfohlen, Wurzeln des Wiesenstorchenschnabels als Amulett am Arm oder um den Hals zu tragen. Dazu, ob diese Empfehlung geholfen hat, gibt es leider keine Aufzeichnungen.
Botanik und Kultur
Die Familie der Geraniaceae umfasst etwa 300 Arten, die auf allen Kontinenten wachsen. Es handelt sich bei diesen Pflanzen um krautige, teils immergrüne und mehrheitlich ein- oder zweijährige Stauden. Das blaue Schnabelkraut, wie der Wiesen-Storchenschnabel im Volksmund auch genannt wird, findet man aber nur in den gemässigten Zonen Europas und Asiens.
Die hübschen Blüten dieser Wildpflanze leuchten hell- bis himmelblau an den bis 50 cm hohen Stängeln. Diese Blüten werden sehr gerne von Bienen und Hummeln besucht. Der Wiesen-Storchschnabel ist dank seines kräftigen Wurzelstocks mehrjährig. Man findet dieses Kraut mit seinen leuchtenden Blüten bis in Höhen von zirka 900 M. ü. M. Der Standort sollte eher feucht, humos und halbschattig sein. Zu den bevorzugten Standorten zählen aber auch Gärten, Parkanlagen und Wegränder.
Verwendet werden können von dieser Wildstaude die Blätter, die Blüten und auch die Samen. Die Blätter werden ab April bis Juli gesammelt. Die Hauptblüte- und Sammelzeit der schönen Blüten ist in den Monaten Juni bis August. Die Samen können dann ab August bis September geerntet werden.
Verwendung in der Naturheilkunde
Der Wiesen-Storchenschnabel enthält Bitterstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle und Flavonoide. Früher wurden diese Inhaltsstoffe bei leichten Durchfallerkrankungen, MagenDarm-Entzündungen, Leber- und Gallenerkrankungen verwendet. Die Inhaltsstoffe des Waldstorchenschnabels wirken kühlend, abschwellend und entzündungshemmend. Der Pflanze werden auch hormonartige Wirkungen nachgesagt. Man setzt sie deshalb auch bei starker Regelblutung ein. Schlecht heilende Wunden, Hautausschläge und Entzündungen im Mund- und Rachenraum lassen sich mit den wertvollen Inhaltsstoffen des Wiesen-Storchenschnabels ebenfalls lindern.
Die hier niedergeschriebenen Angaben beruhen auf Überlieferungen und dem Fundus in Kräuterbüchern.
Bei Fragen zur Anwendung empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturarzt oder ausgewiesenen Drogisten zu wenden.
Verwendung in der Küche
Essbar sind die jungen Blätter, Knospen und auch die Blüten des Wiesen-Storchenschnabels. In den Frühjahrsmonaten ab April bis zirka Mitte Juni können die jungen Blätter des Wiesen-Storchenschnabels roh für feine Wildsalate und Kräuterquark verwendet werden. Gedünstet können sie auch für Gemüsefüllungen verwendet werden, als Suppenbeilagen oder im Gemüse-Kartoffeleintopf genossen werden. Auch eine feine Quiche, Eierspeisen und oder ein Kräuterbrot lassen sich mit den Blättern dieses Storchenschnabelgewächses verfeinern.
Der Geschmack der Blüten kann als neutral bezeichnet werden. Als dekorative Streublüten auf Salat, Käse oder in Teemischungen verwendet, setzen sie aber schöne farbliche Akzente.
Aus den getrockneten Samen können Sie auf der Fensterbank Keimlinge ziehen, welche sich hervorragend in Kräuterbutter und Smoothies verarbeiten lassen. Probieren und Experimentieren Sie mit dem milden Geschmack dieses Krautes.
Wir möchten an dieser Stelle wieder einmal darauf hinweisen, dass es leider beim Sammeln von Wildpflanzen immer wieder zu Verwechslungen kommt. Wenn Sie beim Bestimmen von Wildpflanzen nicht vollständig sicher sind, sollten Sie diese auf keinen Fall verwenden. Die Blätter des Wiesen-Storchenschnabels ähneln jenen des stark giftigen gelben Eisenhutes = Aconitum lycoctonum, welcher auf keinen Fall verwendet werden darf!
für eine Terrinenform von 1 Liter
Zutaten:
- 650 g Rhabarber, ungeschält (geschält ca. 450g)
- ½ dl Wasser
- 35 g Steviapulver oder 120g Zucker
- 0,8 dl Milch
- 1 Vanilleschote
- 1 Handvoll Blätter des Wiesenstorchenschnabels
- 2 Eigelb
- 30 g Zucker
- 1,5 dl Rahm
- 1 handvoll Blüten des Wiesenstorchenschnabels
- 400 g Erdbeeren
- 1 EL Agavendicksaft oder Zucker
Zubereitung:
- Den Rhabarber rüsten. Die Stängel in Scheiben schneiden.
- Rhabarbern mit Wasser und 25g Steviapulver (oder 80g Zucker)aufkochen. Zugedeckt 8-10 Minuten weich kochen. Pürieren und abkühlen lassen.
- Vanilleschote der Länge nach aufschneiden, Mark herausschaben. Milch, Schote und Mark unter ständigem Rühren erhitzen. Herdplatte ausschalten, Milch 10 Minuten ziehen lassen.
- Das Eigelb mit 30g Zucker und 10g Stevia (oder 40g Zucker) zu einer hellen, dicklichen Creme aufschlagen.
- Die Vanilleschote aus der Milch nehmen. Die Milch unter Rühren zur Creme giessen. Alles in die Pfanne geben und unter ständigem Rühren bis kurz vors Kochen bringen. Die Creme darf nicht kochen!
- Die Creme sofort durch ein feines Sieb in eine Schüssel giessen. Schüssel mit Klarsichtfolie decken, damit sich keine Haut bildet.
- Den Rahm steif schlagen.
- Blätter des Wiesenstorchenschnabels fein schneiden und unter das Rhabarberpüree mischen. Das Rhabarberpüree unter die Creme rühren. Den Rahm mit dem Gummischaber vorsichtig unterheben.
- Die Masse in eine mit Klarsichtfolie ausgekleidete Terrinenform füllen. Mindestens 4 Stunden gefrieren lassen.
- Die Erdbeeren rüsten, in kleine Stücke schneiden und mit dem Agavendicksaft mischen. Einen Moment ziehen lassen.
- Rhabarberterrine in Scheiben schneiden. Zusammen mit den Erdbeeren auf den Teller geben und mit den Blüten des Wiesenstorchenschnabels verzieren.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreibt eine eigene Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei in Brienz im Berner Oberland. Zudem obliegt ihm die Pflege der Kräuter- und Heilpflanzengärten im Freilichtmuseum Ballenberg sowie die Produktion von Pflanzen für die alpinen Schaugärten der Ricola AG. In seinen Kursen öffnet er den Teilnehmenden die Augen für die Heilkräfte der einheimischen Pflanzenwelt.
Brigitte Speck
Brigitte Speck ist Ernährungsberaterin mit eigener Praxis. Sie bietet Kochkurse für Kinder an. Dass diese immer ausgebucht sind, beweist, dass sie gesunde Ernährung mit höchstem Genuss zu verbinden weiss. Von ihr sind verschiedene erfolgreiche Kochbücher zum Thema Stevia und Kinderernährung erschienen.