Gewürznelke = Syzygium aromaticum
Myrtengewächs = Myrtaceae (syn. Eugenia aromatica)
Volksnamen: Die Äbtissin Hildegard von Bingen gab diesem nicht winterharten, pyramidenförmigen Baum den Namen «Nelchin»
Geschichtliches
Nelken gehören zu den ältesten Gewürzen. Alten Schriften kann man entnehmen, dass die Gewürznelke vor über 2000 Jahren nach China, Indien und später auch in das römische Reich gelangten. In China war es üblich, eine Gewürznelke im Mund zu behalten, während man mit der Obrigkeit sprach.
Nach Europa wurden die Nelken durch die Araber gebracht. Woher sie ursprünglich aber stammten, wusste man damals noch nicht. Die ersten genaueren Angaben stammen aus dem 13. Jahrhundert. Seither hat die Gewürznelke die Entwicklung des frühen Handels in Europa wesentlich beeinflusst. 1769 gelang es dem französischen Gouverneur Poivre, den Gewürznelkenbaum auf den afrikanischen Inseln La Réunion und Mauritius anzusiedeln.
In alten Reiseberichten und Kräuterbüchern sind die merkwürdigsten Dinge über die Gewürznelke nachzulesen, zum Beispiel «dass unter einem Nelkenbaum nie Grünes wachsen würde, weil er den Boden zu hitzig mache». Der Beliebtheit der Gewürznelke tat dies aber keinen Abbruch, denn man würzte so gut wie alles mit Nelken.
Die botanische Bezeichnung - Syzygium stammt vom griechischen syzygos ab, was «zusammengefügt» bedeutet und auf das paarige Laub einer jamaikanischen Art hinweist.
Botanik und Kultur
Dieser nicht winterfeste, immergrüne Baum, welcher in durchlässigen und fruchtbaren Böden bis zehn Meter hoch werden kann, ist auf den Molukken-Inseln und den südlichen Philippinen heimisch. Die Mindesttemperatur in der kalten Jahreszeit sollte 15 bis 18 Grad nicht unterschreiten.
Die Gattung umfasst rund 250 Arten, welche durch Kultur nun auch auf anderen Erdteilen verbreitet sind. Die grossen, ovalen und bis zwölf Zentimeter langen Blätter stehen paarweise gegenständig.
Aus den rosaweissen, fein duftenden Blütenblättern entwickeln sich aromatische, purpurote Beeren. Die Vermehrung des Gewürznelkenbaumes erfolgt durch Aussaat der reifen Samen. Die getrockneten Blütenknospen von S. aromaticum sind ein weit verbreitetes und sehr beliebtes Gewürz. Die Knospen sind vor dem Trocknen rosa bis rötlich und werden erst nachher braun.
Die feinsten Sorten sind die ostindischen Molukken bzw. die Penang-Nelken, die Sansibar- und die Madagaskarnelken.
Die amerikanischen Nelken gelten wegen ihres geringeren Ölgehaltes eher als minderwertige Sorten.
Verwendung in der Naturheilkunde
Die Eigenschaften der Gewürznelke sind sehr vielfältig und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie einen sehr hohen Stellenwert in der Heilkunde haben.
Würzig, anregend, wärmend, antiseptisch, aromatisch, schmerzlindernd, aber auch mit einem positiven Effekt auf die Verdauung unterdrückt sie Übelkeit und schützt vor Darmparasiten. Bei Zahnschmerzen sollen einige Tropfen Nelkenöl Linderung bringen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Nelkenöl auch in der Zahnpasta-Herstellung zum Einsatz kommt. In der traditionellen chinesischen Medizin wird die Nelke mit Erfolg zur Nierenstärkung eingesetzt.
Die ganzen Gewürznelken sind auch ein beliebter Bestandteil von Duft- und Parfümkugeln. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass Nelken auch zum Aromatisieren von indischen und indonesischen Zigaretten verwendet wird.
Bei Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Gewürznelke empfehlen wir Ihnen, sich an eine:n Naturheilpraktiker:in oder Drogist:in zu wenden.
Verwendung in der Küche
Die ganzen, aber auch gemahlenen Gewürznelken dienen zum Aromatisieren von eingemachtem Gemüse, Rotkohl und auch Sauerkraut, eingekochten Äpfeln und gedämpftem Obst. Das Nelkenpulver ist auch Bestandteil einer feinen und ausgewogenen Currypulvermischung. Die klassische Kombination von Zwiebel und Lorbeerblatt, durch eine Nelke zusammengesteckt, wird für Fleischbrühen (Bouillon), Schmorgerichte, wie auch zu fettem Fisch wie Aal und Karpfen verwendet.
Was wäre ein Glühwein, ein Lebkuchen, oder ein weihnächtliches Gebäck ohne die aromatische Gewürznelke?
Auch in der Getränkeindustrie ist der hohe Stellenwert der Gewürznelke seit langer Zeit bekannt, wird diese doch zur Herstellung von Wermut verwendet.
Wegen des intensiven Geschmackes muss die Gewürznelke aber sehr vorsichtig dosiert werden.
Rezept: Rotkraut-Risotto mit Gewürznelke
Zutaten für 4 Personen:
- 500g Rotkraut gekocht
- 1 Messerspitze Nelken gemahlen
- 1 Orange
- 1 EL Butter
- 1 Schalotte fein gewürfelt
- 1 Knoblauchzehe fein gewürfelt
- 300g Risottoreis
- 1 Lorbeerblatt getrocknet
- 1 dl Rotwein
- 7 dl Foodoo Gemüsebouillon
- 1 dl Rahm
- Salz und Pfeffer aus der Mühle
- 100g Sbrinz, fein gehobelt
- 2 Stück Apfel
- 2 EL Butter
Zubereitung:
- 300g gekochtes Rotkraut mit dem Saft einer frischen Orange im Mixer fein pürieren.
- Eine Messerspitze geriebene Nelken beifügen.
- Das restliche Rotkraut in einer kleinen Pfanne beiseitestellt und aus der Orangenschale mit einer feinen Reibe etwas Abrieb herstellen.
- Butter in einer Pfanne schmelzen und die gewürfelte Schalotte mit dem Knoblauch andünsten.
- Reis und Lorbeer beifügen. Unter ständigem Rühren kurz mitdünsten.
- Mit Rotwein ablöschen, das pürierte Rotkraut beigeben und nach und nach mit Bouillon übergiessen. Der Reis sollte immer knapp mit Flüssigkeit bedeckt sein und ständig umgerührt werden. Die Kochzeit beträgt ca. 20 Minuten und wer mag, darf gerne mit etwas Rahm verfeinern.
- In den letzten 10 Minuten kann das bereitgestellte Rotkraut aufgewärmt werden.
- Die Äpfel in gleichmässige Scheiben schneiden, Kerngehäuse entfernen und in Butter kurz anbraten.
- Risottoreis kräftig abschmecken und sofort anrichten. Apfelscheiben und Rotkraut darauf verteilen. Mit Sprinz garnieren und heiss servieren.
Die Autoren
Christian Fotsch
Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.
Mirko Buri
Mirko Buri kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Der ehemalige Gault-Millau-Koch ist Begründer von FOODOO, dem Verarbeiter von aussortiertem Gemüse, das sich im Grosshandel nicht rentabel vermarkten lässt. Vom Food-Waste-Pionier erschienen ist u. a. das Kochbuch «Restenlos glücklich». Bis im März 2020 betrieb er mit «Mein Küchenchef» zudem das erste Anti-Food-Waste-Restaurant der Schweiz.