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Offenes Buch, Mensch rennt darüber, Heidelbeeren kullern davon

Wildes Stiefmütterchen = Viola tricolor

Veilchengewächs = Violaceae

Volkstümliche Namen: Muttergottesschuh, Feldstiefmütterchen

wilde Stiefmütterchen auf Wiese

Geschichtliches

Als Heil- wie auch als Zierpflanze werden die Feldstiefmütterchen seit dem frühen Mittelalter angebaut. Woher der Name dieser Pflanze aber stammt, kann nicht nachgewiesen werden. In Sagen, Märchen und Erzählungen finden sich verschiedene Hinweise, woher der Name Stiefmütterchen abgeleitet werden könnte. Eine besonders lyrische Erklärung dafür ist, dass «das oberste und farblich schönste Blütenblatt einen Stuhl darstellen soll, welchen die Mutter (resp. Stiefmutter) für sich in Anspruch nimmt. Auf den beiden seitlichen und auch noch immer sehr dekorativen Stühlen sitzen ihre zwei leiblichen Töchter und mit den untersten Stühlen (also Blütenblätter) müssen sich die zwei Stieftöchter begnügen». Dieser Fabel kann man sicher etwas entnehmen, sind doch die Blütenblätter in ihrer Farbenpracht recht unterschiedlich – von strahlend farbig, bis einfach.

Der deutsche Schriftsteller Theodor Storm (1817 – 1888) widmete dem Muttergottesschuh im Jahr 1874 eine Novelle mit dem Namen «Viola tricolor».

Botanik und Kultur

Die Gattung der Violaceae umfasst ungefähr 350 Arten überwiegend ein- und zweijähriger Pflanzen. Beheimatet sind die Violen in den gemässigten Breiten in ganz Europa.

Das wilde Stiefmütterchen (Viola tricolor) ist eine recht anspruchslose Pflanze. Sie sät sich in durchlässigen, humusreichen Böden, aber auch in mageren Brach- und Kiesflächen gerne selbst aus. Der Muttergottesschuh ist winterhart. Die leuchtenden Veilchenblüten, in verschiedenen Farbkombinationen von lila, gelb, weiss und purpur bis violett, ziehen in den Monaten März bis September als wertvolle Nektarpflanze Insekten, Bienen und Hummeln an.

Als Begleitpflanze findet man die Viola tricolor recht häufig in Roggen- und Getreidefeldern. Das Feldstiefmütterchen darf als recht anspruchslose Pflanze angesehen werden, welche auch gut in einem grösseren Topf gehalten werden kann. Auf regelmässige Feuchtigkeit ist zu achten.

Das wilde Stiefmütterchen wird oft mit dem in Gärtnereien kultivierten und verkauften Hornveilchen = Viola cornuta verwechselt, welches sich aber durch einen eher kompakten und gedrungenen Wuchs auszeichnet.

Verwendung in der Naturheilkunde

Die Eigenschaften des Feldstiefmütterchens werden als kühlend, abführend, fiebersenkend, entzündungshemmend, schleimlösend und schmerzstillend beschrieben.

Das getrocknete Kraut mit Blüte wird äusserlich wie auch innerlich bei vielen Hautkrankheiten wie z.B. Ekzemen und Geschwüren angewendet. Auch lästiges Hautjucken lässt sich mit der Heilkraft des wilden Stiefmütterchens lindern.

In Grossmutters Hausapotheke finden sich zahlreiche Hinweise, dass ein heisser Tee mit 2 TL des Krautes pro Tasse bei fiebrigen Erkältungen und Halsentzündungen Abhilfe schaffen kann.

Bei Fragen über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des wilden Stiefmütterchens empfehlen wir Ihnen, sich an einen Naturheilpraktiker oder eine Naturheilpraktikerin, an einen Drogisten oder eine Drogistin zu wenden.

Verwendung in der Küche

Der milde und aromatische Geschmack dieser Pflanze findet zunehmend in der Küche Einzug, z.B. in Teigen oder fantasievollen Süssgebäcken.

Die wunderschönen Blüten sammelt man am besten unmittelbar nach dem Aufblühen. In diesem Stadium sind sie am aromareichsten und können gut Salaten und auch anderen Speisen als leuchtende Garnitur beigefügt werden. Aber auch kandiert oder zu Gelée verarbeitet kommen die besonderen Eigenschaften dieses Krautes voll zur Geltung. Die noch jungen Blätter und Triebe können im zeitigen Frühjahr auch gut gegart und so feinen Gemüsegerichten beigefügt werden. In Eiswürfel eingefrorene Blüten des wilden Stiefmütterchens verschönern erfrischende Getränke.

Weniger bekannt ist, dass früher auch die feinen Wurzeln geröstet als Kaffeeersatz verwendet wurden.

Frühlingssalat Viola mit Veilchenessig und Süsskartoffel-Taler

Frühlingssalat Viola mit Veilchenessig und Süsskartoffel-Taler

Für 4 Personen, vegan und ohne Gluten

Veilchenessig:

Apfelessig mit einer Handvoll frischen Veilchen zusammen in einem verschlossenen Glas 1 Woche ziehen lassen.


Süsskartoffel-Taler:

  • 750 g Süsskartoffeln, geschält
  • 1 Lorbeerblatt
  • 50 g Haferflocken, fein, ohne Gluten
  • Sesamsamen
  • 3/4 TL Salz, Pfeffer, 1/2 TL Koriander
  • 1 EL Peterli, gehackt
  • 1 EL Olivenöl

 

  1. Die Süsskartoffeln zusammen mit dem Lorbeerblatt weichdämpfen. Das Lorbeerblatt entfernen und die Süsskartoffeln mit einer Gabel etwas zerdrücken.
  2. Haferflocken, Koriander, Peterli und Olivenöl dazugeben. Abschmecken.
  3. Mit einem Löffel kleine Plätzchen abstechen und vorsichtig in Sesam wenden.
  4. In einer Bratpfanne bei mittlerer Hitze die Plätzchen je Seite ca. 3 Minuten braten.


Salat:

  • 1 Salatkopf (Eichblatt, Batavia, Kopfsalat …), gewaschen und gerüstet
  • 1 Rüebli
  • 1 kleine Rande
  • 1 EL Hanfsamen
  • 4 EL Hanföl
  • 4 EL Veilchenessig
  • 4 EL Apfelsaft
  • 2/3 TL Salz

 

  1. Den Salat in eine Schüssel geben, Rüebli und Rande fein raspeln und darüberstreuen.
  2. Für das Dressing Hanfsamen, Hanföl, Veilchenessig, Apfelsaft und Salz verrühren.
  3. Über den Salat geben und mit Veilchen und jungen Wildkräutern (z.B. Vogelmiere, Sauerampfer, Girsch, Löwenzahn) garnieren.
  4. Dazu die Süsskartoffel-Taler servieren.

Die Autoren

Christian Fotsch

Christian Fotsch betreut seit 2006 inhaltlich den Kräuternewsletter der EGK-Gesundheitskasse. Er hat sich sein umfangreiches Kräuterwissen autodidaktisch angeeignet und zusammen mit seiner Frau Ursula die Kräuter- und Heilpflanzengärtnerei Silberdistel in Brienz (bis 2010) und bis 2019 das bekannte Kräuter-Hotel «Lindenhof», Brienz, geführt.


Sabine Hagg

Sabine Hagg kreiert seit 2022 Rezepte für den Kräuternewsletter der EGK. Hauptberuflich leitet sie die Küche/Gastronomie in der Klinik Arlesheim. Daneben entwickelt sie unter eigenem Label hochwertige Naturprodukte und Naturkosmetik. Den Grossteil der Pflanzen baut sie dafür in den Walliser Bergen selbst an, pflückt diese von Hand und verarbeitet sie mit Liebe und Sorgfalt.

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